Musikvermittlung.

Die Rahmenbedingungen.

Titelbanner Guide MV

Ihr seid Musiker*in, Künstler*in, Komponist*in oder anders kreativ tätig, vor allem aber musikbegeistert und möchtet diese Begeisterung gerne weitergeben? Ihr habt schonmal von Musikvermittlung gehört aber Einführungsvorträge sind Euch meistens zu langweilig? Dann seid Ihr hier genau richtig!

Auf dieser Seite wollen wir Euch durch Tipps und Tricks aus der Theorie und Praxis zeigen, warum eine Vermittlungsperspektive auch für Eure Arbeit hilfreich sein kann, wie Ihr Euer musikalisches Vermittlungsprojekt spannend aufbauen könnt und die zu Euch passende Förderung findet!

Natürlich kann unsere Zusammenstellung an Wissen und Literatur keinen Anspruch auf Vollständigkeit erheben. Euch fehlt also ein wichtiger inhaltlicher Punkt oder ihr kennt tolle Projekte, die unbedingt vorgestellt werden sollten? Dann meldet Euch gern!

Worum gehts?

Musikvermittlung, ein Begriff, der in unterschiedlichen Kontexten ständig benutzt wird, den aber kaum jemand so richtig definieren will. Folgende Punkte lassen sich zur Erklärung festhalten:

  • dient als Brücke zwischen Musik und Publikum
  • kann in jedem Genre und jeder Altersgruppe umgesetzt werden
  • schafft Zugang zu bisher Unbekanntem und baut Berührungsängste ab
  • ist eine künstlerisch-pädagogische Praxis
  • Vermittelt nicht nur Klang, sondern auch Wissen, Emotionen und kulturelle Kontexte
  • ist keine reine Marketingmaßnahme um Konzertsäle zu füllen

Doch noch Lust auf eine Textlektüre zur Definition? Dann schaut mal hier.

Den Rahmen abstecken

Um erst einmal den groben Rahmen abzustecken, stellt sich die Frage, was das alles überhaupt soll. Wozu also Musikvermittlung?

Die Gesellschaft wird immer diverser und heterogener, doch ist das in den Zuschauerräumen oft noch nicht angekommen. Hier kann Eure
Musikvermittlung ansetzen und überlegen, welche Menschen ihr schon erreicht und wer hier noch fehlt.

Musikvermittlung kann als Brücke zwischen eurer Musik und dem Publikum wirken. Sie kann dadurch Menschen den Zugang zu Eurem Projekt ermöglichen, die bisher vielleicht noch durch Berührungsängste zurückgehalten wurden.

Rahmen2
Rahmen1

Deshalb ist es besonders wichtig, Vermittlungsprogramme von Anfang an mitzudenken. Macht Euch also bereits in der Konzeptionsphase gedanken, wie sich Vermittlung sinnvoll in euer Projekt einfügen kann, sodass es über ein bloßes "Pflichtprogramm" hinausgeht und möglichst nachhaltig zu eurer Publikumsentwirklung beiträgt.

Super hilfreich ist hier der praxisorientierte Leitfaden Kompass Musikvermittlung, der vom Netzwerk Junge Ohren und der Kulturvermittlung Schweiz konzipiert wurde. Er kann euch helfen, Euer Musikvermittlungsprojekt zu konzipieren, innerhalb eurer Arbeit zu verorten und anschließend auch zu evaluieren.

Mit grundlegenden Werten wie kultureller Teilhabe, Inklusion und Partizipation stoßen Musikvermittler*innen umfassende Transformations- und Öffnungsprozesse in Kulturinstitutionen an, entwickeln traditionelle und konventionelle Formen der Produktion, Aufführung und Rezeption von Musik weiter und entfalten […] gesellschaftspolitische Relevanz.“

-Axel Petri-Preis

Vor diesem Hintergrund können inhaltliche Handlungsfelder inspiriert sein von Fragen wie:

  • Wie können Musikstücke für ein spezielles Publikum in ein passendes Konzert-Setting übersetzt werden?
  • Welche Schnittstellen gibt es zwischen den Interessen der Dialoggruppen und bestimmten Musikstücken? Wie lassen sich diese zusammenbringen?
  • Wie lässt sich Nähe zwischen dem Publikum und den Musiker*innen herstellen?
  • Können Generationen durch die gleiche Musik verbunden werden?
  • (Wie) Kann Musik dabei helfen, gesellschaftliche Konflikte aufzuarbeiten?
  • Wie lässt sich Teilhabe offen und divers gestalten?

Der Kreativität sind hier keine Grenzen gesetzt. Die offene Definition von Musikvermittlung führt also auch dazu, dass ihr euch als Musiker*innen, Pädagog*innen oder Wissenschaftler*innen austoben könnt, solange euer Projekt die inklusive Teilhabe an Musik stärkt.

Design ohne Titel1

In den Dialog gehen, statt eine Zielgruppe zu definieren!

Bei der Frage, für wen das geplante Projekt gestaltet werden soll, geistert häufig der Begriff der Zielgruppe durch den Raum – und führt zu einer recht einseitigen Wahrnehmung der Musikvermittlung als Dienstleistung. Dialoggruppen weisen hingegen stärker auf ein auf Gegenseitigkeit beruhendes Konzept hin und tragen den angestrebten Dialog zwischen Musiker*in und Publikum direkt im Namen.

Nichtsdestotrotz hilft es sich zu vergegenwärtigen, welche Inhalte vermittelt werden und welche Menschen sie ansprechen sollen. Fragen, die ihr euch zu Beginn stellen könnt, um für Euer Projekt passende Gruppen anzusprechen:

  • Beinhaltet mein Projekt Zugangsbarrieren für bestimmte Personengruppen, welche sind das und (wie) können sie abgebaut werden?
  • Benötigt mein Projekt Vorwissen?
  • Werden für mein Projekt Fähigkeiten benötigt, die erst ab einem gewissen Alter vorausgesetzt werden können?
  • Wie viele Personen können teilnehmen?
  • Ist die Teilnahme freiwillig?
  • Wird ein Teilnamebetrag nötig sein?


Aus den Antworten ergeben sich wichtige Infos, die im Vorfeld offen kommuniziert werden sollten, um die Teilnehmenden bei der Entscheidung zu unterstützen, ob das Projekt zu ihnen und ihren Bedürfnissen passt.

Design ohne Titel

Ein offener Rahmen

Vermittlungsprojekte brauchen nur große, klassische Häuser und eigentlich geht’s da doch auch nur ums Marketing und Publikumszuwachs? Musikvermittlung ist nur was für Kinder und versucht aus großen Werken einfache Familienmusik zu machen?

Zugegeben, die Disziplin hat hier und da mit einem eher eingestaubten Image zu kämpfen, teilweise vielleicht auch zurecht. Ein Großteil der Vermittlungsprojekte richtet sich tatsächlich immer noch an Kinder und Jugendliche, obwohl natürlich alle Generationen einbindende- und vor allem auch übergreifende Projekte erst zu einem weiten kulturellen Austausch führen. Doch findet hier schon seit einigen Jahren ein Umdenken statt. Gerade auch kleine Projekte helfen dabei, die Diversität der abgebildeten und eingebundenen Menschen und Musiken zu erhöhen. Einen Überblick über die Vielfalt der (niedersächsischen) Musikvermittlungslandschaft bekommt ihr in unserem Archiv der Inspirationen.

Öffnen lassen sich Projekte schon durch kleine Stellschrauben, z.B.:

  • Wahl des Ortes außerhalb der typischen Kulturorte, nah an Dialoggruppen
  • partizipative Elemente
  • solidarische Preisgestaltung, z.B. Pay-what-you-can
  • offene Kommunikation der Barrieren und Aktivitäten
  • Kooperation mit Schulen, Stadtteilkulturzentren, Altenheimen, etc.

Ihr fallt aus dem Rahmen?

Ihr habt weder Musikvermittlung noch Pädagogik studiert, oder eben doch aber seid keine professionellen Musiker*innen? Halb so schlimm, den einen „richtigen“ Weg in die Musikvermittlung als Berufsfeld gibt es nicht. Die Zahl an Aus- und Weiterbildungsmöglichkeiten steigt jedoch stetig, hier ein paar Anlaufstellen, falls eine institutionelle Weiterbildung für euch spannend ist:

Design ohne Titelklein
Design ohne Titelklein
„Es geht also nicht um eine formale Zugehörigkeit zu einer sozialen Gruppe, die sich beispielsweise durch eine bestimmte Ausbildung oder Stelle ergibt, sondern darum, welche Aktivitäten Menschen miteinander verbinden.

- Axel Petri-Preis

Auch Institutionen sind wichtige verbindende Akteur*innen für größer angelegte Formate der Musikvermittlung. Nicht fehlen dürfen hier neben Konzerthäusern, Orchestern und Festivals auch Institutionen wie Musikschulen, Rundfunkanstalten und Stiftungen.

Der folgende Rahmen stellt Euch eine kleine Auswahl von in Niedersachsen beheimateten Institutionen vor.

Golrahmen Oben
Goldrahmen Unten

Lust, noch mehr im Kosmos der Musikvermittlungsprojekte zu stöbern? Dann schaut mal in unserem Archiv der Inspirationen vorbei, hier stellen sich verschiedene Projekte bundesweit vor!

Ihr habt selbst ein Projekt erfolgreich durchgeführt und taucht noch nicht im Archiv auf? Dann meldet Euch gern!

Der sichernde Nagel

Eine spannende Idee liegt schon auf eurem Schreibtisch, ihr könnt es gar nicht erwarten mit der Umsetzung zu beginnen, aber Euch fehlen noch wichtige Ressourcen wie Geld, Raum, Teilnehmende oder einfach mal ein offenes (und erfahrenes) Ohr? Dann seid ihr nicht allein, denn es gibt eine stetig wachsende Zahl an Initiativen und Institutionen, die sich der Förderung der Musikvermittlung verschrieben haben.

Auch das Musikland Niedersachsen richtet regelmäßig Fachtage für einen interessierten Austausch unter Musikvermittler*innen aus und dient als Ansprechpartnerin für alle Belange rund um das Thema Musikvermittlung.

Darüber hinaus kann euch vielleicht eine der folgenden fest in der Branche etablierten Institutionen weiterhelfen:

Außerdem gibt es eine Vielzahl von Förderprogrammen für Projekte der Musikvermittlung. Eine Auswahl findet ihr in unserem Förderatlas.

Euch liegt die musikalische Bildung im ländlichen Raum am Herzen? Dann schaut doch mal hier.

Neben Förderungen helfen auch Wettbewerbe, Auszeichnungen und Mentoring-Programme bei der Möglich- und Sichtbarmachung innovativer Projekte. Gleichzeit sind sie auch ein Werkzeug der Qualitätssicherung.

Der Rahmen steht?

Dann findet ihr hier weitere Ressourcen, die Euch noch mehr spannende Hintergrundinfos rund um das Thema Musikvermittlung liefern und helfen, euer Projekt selbstkritisch zu checken.

3teilig Rechteck
3teilig Rechteck2
3teilig Rechteck3

Einige Inspiration zu diesem Guide stammt aus dem im November 2023 erschienenen Handbuch Musikvermittlung, herausgegeben von Johannes Voit und Axel Petri-Preis sowie dem Artikel Musikvermittlung von Ingrid Allwardt auf der Seite KuBi online.


Sind noch Fragen offen geblieben oder ihr wollt euch gerne mal persönlich Austauschen oder beraten lassen? Dann meldet euch gerne im Referat Musikvermittlung!

Fragen & Antworten

231005 mln janica dittmann 056

Die Landesmusikakademie und Musikland Niedersachsen gGmbH ist eine Gesellschaft des Landesmusikrats Niedersachsen e.V. in Kooperation mit dem Land Niedersachsen, der Stiftung Niedersachsen und der Niedersächsischen Sparkassenstiftung.