#Haymatsounds
Vertonung von (post)migrantischer Lyrik
Beschreibung
© Fotos: Jana Schuler
#Haymatsounds beschäftigte sich mit der Vertonung von (post)migrantischer Lyrik. Auf der Basis zeitgenössischer Gedichte des Lyrikbandes „Haymatlos“ (Pathmanathan & Düzyol, 2018) entwickelten Jugendliche gemeinsam mit professionellen Musiker*innen kollektive Kompositionen. Das Buch „Haymatlos“ macht persönliche Erfahrungen mit Migration, Identität, Rassismus und Familiengeschichte sichtbar. Die Jugendlichen griffen die emotionale Dimension der Gedichte musikalisch auf und gingen verschiedenen Fragen und Perspektiven zu der Thematik „Heimat“ auf den Grund. Die entstandenen elektronischen und analogen Kompositionen wurden abschließend in einem szenischen Konzert im Kulturzentrum Pavillon in Hannover präsentiert.
#Haymatsounds verfolgte einen transkulturellen Ansatz und ist im musikalischen Genre von zeitgenössischer Klassik, freier Improvisation und Global Music zu verorten. Im Fokus stand das Streichinstrument verschiedener Kulturen. Hier die Violine der klassisch westlichen Kultur gegenüber der Kamantsche (Stachelgeige) aus der kurdisch-iranischen Kultur: Wie können wir - die Kategorisierung in unterschiedliche Kulturkreise hinter sich lassend - eine gemeinsame musikalische Sprache entwickeln? Die Jugendlichen, jeweils mit einem Violinbogen ausgestattet, musizierten und komponierten mit dem Bogen auf unterschiedlichen Materialien. Die entstehende experimentelle Musik stellte den Zwischenraum und die Verbindung verschiedener Kulturen dar und spiegelte auch die innere Hin- und Hergerissenheit, zwischen mehreren Kulturen zu stehen, wider. Weitere Instrumente waren Klavier, Saxofon und das Ableton Push.
Was hat das Vorhaben #Haymatsounds ausgelöst? Während es für einige Schüler*innen ein Bewusstsein für gesellschaftliche Themen eröffnete, löste es bei anderen eine Erfahrung des Empowerments aus, indem sie sich in ihrer eignen Perspektive erkannt und verstanden fühlten. Auch auf musikalischer Ebene konnten die Schüler*innen ihren Horizont erweitern.
Zielsetzung
Die verbindende Grundhaltung aller Projektbeteiligten lag darin, gemeinsam einen künstlerisch-forschenden Raum zu betreten, in dem vorgefertigte Bilder von Kultur aufgebrochen und Heimat als etwas Plurales reflektiert wird. Sowohl die Erfahrung der Flucht nach Deutschland, als auch eine (post)migrantische Familiengeschichte, stellen Betroffene durchweg vor die Frage ob und wie sie, trotz unterschiedlicher kultureller Wurzeln, Deutschland als eine Heimat definieren können. Der Fokus des Vorhabens lag nicht darauf, die kulturellen Hintergründe der Beteiligten zu betonen. Vielmehr ging es darum, stereotype Bilder von kultureller und ethnischer Zugehörigkeit zu erkennen und durch das Einnehmen einer diversen Perspektive zu verändern oder aufzulösen. Hierfür stellte das musikalisch sehr vielseitig aufgestellte Team mit den Hintergründen nahöstlicher, westlicher und elektronischer Musik ein diverses Verständnis von Musik und letztendlich auch von Kultur dar, und diente den Jugendlichen als Orientierung.
Beteiligte
- Kooperationspartner/Förderer
- Niedersächsische Sparkassenstiftung, Musikland Niedersachsen, Global Board - Netzwerk für geflüchtete Musiker*innen, Hochschule für Musik, Theater und Medien Hannover, Region Hannover, Kulturzentrum Pavillon Hannover, KANAKISTAN-Kollektiv (Herausgeber*innen des Gedichtbandes "Haymatlos")
- Teilnehmer/-innen
- Schüler*innen des 11. Jahrgangs der Leonore-Goldschmidt-Schule (IGS Mühlenberg)
- Team
- Aurelia Lampasiak (Künstlerische Leitung/Projektleitung) / Marlene-Sophie Haagen (Szenische Arbeit) / Hesam Asadi (Kamantsche/Daf) / Matthias Meyer (Elektronische Komposition) / Felix Porth (Bühnenbild) / Jana Türlich (Fotografie) / Masha Kashyna und Nele Tast (Dokumentation Film & Ton) / Tiziana F. Mazzara (Design Plakat & Flyer)
Preise und Auszeichnungen
2019: Förderpreis Musikvermittlung der Niedersächsischen Sparkassenstiftung und Musikland Niedersachsen
2020: 3. Preis beim 10. Hochschulwettbewerb Musikpädagogik der Deutschen Musikhochschulen