Sprung in der Schüssel

Eine performative Wertschätzung von Bruchstellen für Streichquartett, Publikum & Gefäße

Beschreibung

Fotos: Anne-Sophie Malessa

"Sprung in der Schüssel" ist ein musikalisches Ritual inmitten von Gefäßen, die von 5000 Jahren Kulturgeschichte erzählen. Jedes Exponat der Ausstellung „Begegnungen” im Roemer- und Pelizaeus-Museum wurde von Hand geformt – Quartett PLUS 1 und das Publikum werden zu einer Gemeinschaft auf Zeit und machen ihre Hände zum wichtigsten Instrument. Sprung in der Schüssel“ ist eine musikalisch-performative Wertschätzung von Bruchstellen und vermeintlichen Makeln: „In allem gibt es einen Riss. Nur so gelangt das Licht hinein.“

An Hand ausgewählter Streichquartettkompositionen, die sich auf die drei Erdteile bzw. Herkunftsländer der Ausstellungsobjekte beziehen, entwickeln wir eine Dramaturgie für unser musikalisches Begehungs-Ritual im Ausstellungsraum. Dabei legen wir einen Schwerpunkt auf das Kompositionsprojekt „Fifty for the Future“ des Kronos Quartett. Die Werke für „Sprung in der Schüssel“ der Komponist*innen Karin Rehnqvist (Schweden), Wu Man (China) und Rune Tonsgaard Sørensen (Dänemark) experimentieren hörbar mit den jeweiligen kulturell-traditionellen Stilen, Spielweisen und Motiven der Herkunftsregionen – hier wird eine klare Verbindung zu den Herkunftsregionen der Exponate gelegt. Jedoch geht jede*r der Komponist*innen auf zeitgenössische Art und Weise mit diesem kulturellen Erbe um. Den Gefäßen der Ausstellung, die teilweise 3000 Jahre alt sind, wird so ein zeitgenössischer Kontrapunkt entgegengesetzt.

Zielsetzung

„Sprung in der Schüssel“ richtet sich an ein vielschichtiges Publikum unterschiedlicher Musikstile, der Bildenden Kunst, Theater, Performance und Live-Art und an Besucher*innen kulturhistorischer Ausstellungen. Dabei fördert das experimentelle, sinnliche und spielerische Aufführungsformat den Abbau von Schwellenängsten und Vorbehalten gegenüber einer klassischen Formation wie dem Streichquartett, gegenüber der zeitgenössischen Musik und nicht zuletzt gegenüber dem Besuch einer Ausstellung mit kulturhistorischen Objekten. Der Zugang zur Musik kann so erleichtert und das Verständnis für interdisziplinäre Aufführungsformate vertieft werden. Der experimentelle Umgang mit klassischer Musik und die Öffnung für alle Altersstufen sollen den Zugang zu einer vermeintlich abgehobenen Theater-/Konzert- und Museumshochkultur erleichtern. „Sprung in der Schüssel“ stellt viele Fragen zu unserem Alltag und unserem Bewusstsein für diesen. Das gemeinsame Ritual basiert gleichzeitig auf Fiktion und Narration, ist spielerische Reise und Phantasie. Unser Ziel ist, sich dem Gegenstand Gefäß von möglichst unterschiedlichen Blickwinkeln aus zu nähern und dem Publikum unterschiedlichste Perspektiven zu öffnen. Die Wahl der ästhetischen Mittel ist auf den Austausch mit einem breiten Publikum vom Kindes- bis zum Seniorenalter ausgerichtet. In unserem gemeinsamen Ritual begegnen sich alle als Teilnehmende und Gestaltende auf Augenhöhe. Ziel ist es, jede teilnehmende Person ästhetisch erleben zu lassen, was ein Gefäß war, ist und noch sein kann. Im Strudel der rituellen Ereignisse werden die Sinne sensibilisiert und geöffnet.

Beteiligte

Kooperationspartner/Förderer
Center for World Music der Stiftung Universität Hildesheim, Roemer- und Pelizaeus-Museum Hildesheim (Kooperationspartner) / Friedrich Weinhagen Stiftung (Förderer)
Team
Verena Ries & Quartett PLUS 1 (Idee, Konzept, Entwicklung) / Kathrina Hülsmann (Viola), Aurelia Lampasiak (Violine), Katharina Pfänder (Violine), Lisa Stepf (Violoncello) / Verena Ries (Regie) / Jörg Finger (Licht und Dokumentation) / Yoshii Riesen (Stimme) / Markus Neumann (Audioaufnahmen) / Lowlypaper (Graphikdesign) / Theresa Wagner (Assistenz)

Preise und Auszeichnungen

2019: Förderpreis Musikvermittlung der Niedersächsischen Sparkassenstiftung und Musikland Niedersachsen

Weiterführende Links

Medien