Loop!

Das 120-Spieluhren-Projekt

Beschreibung

Bei der ungewöhnlichen Klanginstallation loop! steht mal ein ganz anderes Instrument im Mittelpunkt: die Spieluhr. Für das Projekt wurden ganze 120 Stück (aufgetrieben auf einer Versteigerungsplattform) von Schüler*innen der Realschule Dornum präpariert. Ein Teil der impulsgebenden Metallstifte der Walze wurden abgeschliffen bis die ursprüngliche Melodie nicht mehr zu erkennen war und die verbleibenden Töne eine ganz neue Melodie ergaben. Die auf Resonanzplatten montierten Spieluhren wurden schließlich im Rittersaal des Schlosses hinter der ringsum verlaufenden Balustrade befestigt, sodass nur noch die daran befestigten Schnüre zu sehen waren.

Die losen herunter hängenden Schnüre in Kombination mit den dunklen Gemälden und den unsichtbaren Boxen, aus denen mechanische Musik spielte, verwandelte nicht nur die Raumatmosphäre des sonst pompös strahlenden Rittersaals in eine gespenstische Stimmung. Die ungewöhnliche Installation erweiterte das barocke Deckengemälde um eine weitere, instrumental-performative Dimension: Sphärenmusik, ganz anders. Es entstand ein neues ästhetisches Objekt, dessen Einzelkomponenten miteinander verschmolzen und in dem die historischen Bilder eine zeitgenössische Erweiterung erfuhren.

Zusätzlich zur Installation wurde das Projekt in einem Konzert mit Instrumentalbeiträgen einiger Schüler*innen präsentiert, unterstützt vom Musiker Axel Fries. Die gesamte Vorbereitung lag bei den Schüler*innen die so als gestaltende Akteure im Fokus des Projekts standen und sich unabhängig von bisherigen musikalischen Erfahrungen einbringen konnten. Koordiniert wurde die gemeinsame Arbeit von 120 Schüler*innen in verschiedenen Klassen durch 17 Schüler*innen, die im Rahmen des Kulturbüros der Realschule Dornum als Multiplikatoren die aufwändigen Arbeiten an den Spieluhren in allen Klassen anleiteten und begleiteten.

Das Projekt erfolgte in Zusammenarbeit mit dem Verein Kunst- und Kulturfreunde Dornum und trug so zur regionalen Vernetzung von Kulturinstitutionen bei.

Zielsetzung

Zunächst sollten die Schüler*innen dazu angeregt werden, Spieluhren und deren Klang als Bestandteil der eigenen Biografie zu verstehen und einzuordnen. In der zweiten Phase durften sich die Schüler*innen kreativ ausleben. Kompositionstechnik im Sinne der Reduktion ließen erfahrbar werden, wie durch den Zerfall eines melodischen Zusammenhangs neue Klänge und Melodien entstehen können, symbolisch auch zu verstehen als Abschied von und Rückblick auf die frühe Kindheit. Im weiteren Projektverlauf sollten sich die Beteiligten mit der sozialen Dimension ihres musikalischen Projektes auseinandersetzen, und schließlich die Installation als zeitgenössische Kunstform kennenlernen und gestalten. Hier ging es unter anderem darum, performative Möglichkeiten als Ergänzung zu den bestehenden historischen und kunstimmanenten Gegensätzen auszuloten und gemeinsam eine instumentale Komposition als Ergänzung zu den Spieluhren zu erarbeiten.

Auch die Identifikation der Schülerschaft mit der Schule sollte durch das gemeinsame Projekt gestärkt werden; der gemeinsame Klang, sowie der Klang jedes einzelnen Schülers erfahren werden.

Beteiligte

Kooperationspartner/Förderer
Kunstschule Norden (Dokumentation, kunstpädagogische Arbeit)
Teilnehmer/-innen
120 Schüler*innen aus den Klassen 5 - 10
Team
Hause Piper(Musiklehrer) Axel Fries (Musikpädagoge/Komponist), Marco Steinbach (Medienpädagoge)

Preise und Auszeichnungen

Loop! wurde 2015 mit dem Förderpreis Musikvermittlung ausgezeichnet, der biennal gemeinsam von der Musikland Niedersachsen gGmbH und der Niedersächsischen Sparkassenstiftung vergeben wird.

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