Cosi fan tutte / Zaide

Opernprojekte mit syrischen Bürgerkriegsflüchtlingen und geflüchteten Künstlern

Beschreibung

Seit Mai 2014 lebt im ehemaligen Franziskanerinnenkloster Oggelsbeuren im Landkreis Biberach eine Gruppe syrischer Bürgerkriegsflüchtlinge. Mit einem richtungsweisenden Opernprojekt setzte sich der Verein "Zuflucht Kultur e.V." für das Gelingen einer Begegnung zwischen den Geflüchteten und den Dorfbewohnern ein.

Gemeinsam erarbeiteten professionelle Künstler*innen, Bürger*innen und Geflüchtete 2014 Mozarts Oper "Cosi fan tutte" für die Bühne. Die Möglichkeiten der Zusammenarbeit waren vielfältig: Tägliche Körper-, Atem- und Stimmübungen, Mitwirkung am Bühnenbildbau in den klostereigenen Werkstätten, Chorarbeit bis hin zur Integration syrischer Lieder und Tänze in die Inszenierung.

Mitglieder des Kurpfälzischen Kammerorchesters Mannheim und der Stuttgarter Symphoniker bildeten das Orchester, international agierende Solisten, Regisseure und Musikproduzenten ergänzten das Team. Das gemeinsam erarbeitete Endergebnis wurde von den Künstlern, Bürgern und Flüchtlingen bei mehreren Aufführungen u.a. in Stuttgart, München und Berlin einem breiten Publikum präsentiert.

2015 wurde ein weiteres Projekt auf der Grundlage von Mozarts unfertiger Oper "Zaide" umgesetzt. Das unfertige Libretto der Mozartoper wurde in enger Zusammenarbeit mit geflohenen Künstlern aus Syrien, Afghanistan, dem Irak und Nigeria neu geschrieben.

Es geht dabei zentral um die Flucht aus dem eigenen Land und die damit verbundenen Schwierigkeiten und Konsequenzen. Während Johann Andreas Schachtners Libretto die Geschichte von Zaide und Gomatz als eine gescheiterte Flucht erzählt, beschreibt das neu entstandene Singspiel verschiedene Perspektiven und beschäftigt sich auch mit der Frage, wer bleiben darf und wer abgeschoben wird. Was passiert, wenn man ein Land erreicht hat, dessen Kultur einem fremd ist? Was bedeutet es, die Heimat zu verlieren? Was lässt man zurück? Was bleibt einem? Und welche Ängste haben die Menschen in Deutschland? Im zweiten Akt werden die Rollen vertauscht: Ein deutsches Paar flieht in die ‚Vereinten Arabischen Staaten‘. Wie werden sie empfangen? Auf einmal sind die Deutschen die Bittsteller und müssen sich in einem arabischen Land durchschlagen, dessen Sprache und Kultur ihnen fremd ist. Das wirft Fragen auf, die das Projekt genauer beleuchtet.

Für 2016 plant der Verein Zuflucht Kultur e.V. ein weiteres Projekt mit Mozarts "Idomeneo".

Zielsetzung

Der Verein Zuflucht Kultur e. V. setzt sich für Völkerverständigung durch Kultur ein. Auf Grundlage von Mozarts Opern "Cosi fan tutte", "Zaide - Eine Flucht", "Idomeneo" schafft er neben großer medialer Präsenz menschliche Begegnungen auf dem Boden der Kunst.

Die Projekte führen Menschen unterschiedlicher Herkunft mit dem gemeinsamen Ziel der Aufführung zusammen. Jenseits sprachlicher und kultureller Barrieren wollen sie den Mitwirkenden die Möglichkeit geben, ihrem Schicksal künstlerisch Ausdruck zu verleihen. Sie setzen Beteiligung gegen Langeweile, Austausch gegen Schweigen, Interesse gegen Ignoranz und Verblendung.

Beteiligte

Kooperationspartner/Förderer
Kurpfälzisches Kammerorchester Mannheim, Stuttgarter Symphoniker, Baden-Württemberg Stiftung, Bruno-Frey-Stiftung, Sparkasse Biberach, Flüchtlingsrat Baden-Württemberg, Theater Augsburg, Friedensbüro Augsburg und weitere
Teilnehmer/-innen
Professionelle Künstler aus Deutschland und anderen Ländern, Bürger aus dem Landkreis Biberach und syrische Bürgerkriegsflüchtlinge
Team
Cosi fan tutte: Cornelia Lanz (Gesamtleitung), Garrett Keast (Musikalische Leitung), Bernd Schmitt (Inszenierung), Peter Valentovic, Christoph Heil (Zweite Dirigenten), Thomas Pfau (Bühnenbild/Ausstattung), Friederike Lockner (Kostüme), Uwe Lockner (Technische Produktionsleitung), Markus Bauer (Dramaturgische Beratung), Luca Ronconi (Konzertmeister/Italienisch), Stephen Hess (Studienleitung/Korrepetition), Katarina Krcmarova (Regieassistenz) und weitere Zaide: Cornelia Lanz (Gesamtleitung), Gabriel Venzago (Musikalische Leitung), Julia Huebner (Regie), Nora Schüssler (Dramaturgie), Xaver Unterholzner (Bühnenbild) und viele mehr

Weiterführende Links