Fokusland Niedersachsen @ Most Wanted Music

Es ist lange her, dass wir in vollen Clubs, dicht an dicht gedrängt, Live-Musik gehört haben. Aber letzte Woche – am 28. Oktober – war es endlich wieder soweit. Der Schauplatz: Kulturbrauerei Berlin. Der Anlass: Niedersachsen war Fokusland bei der Most:Wanted Music Berlin.

Wie eine Klassenfahrt fühlte sich der Trip aus Niedersachsen an, als wir mit einer Delegation verschiedener Künstler:innen und Kulturakteur:innen in der letzten Oktoberwoche die Reise nach Berlin antraten. Im Gepäck hatten wir neben großartiger Musik auch einige Gesprächsthemen. Und so versammelten sich am Donnerstagnachmittag rund 40 Konferenz-Teilnehmer:innen im Maschinenhaus der Kulturbrauerei, um über die Musikstandort- und Vernetzungsstrategien in Niedersachsen zu diskutieren. Carsten Winter, Professor für Medien- und Musikmanagement am Institut für Journalistik und Kommunikationsforschung und Initiator der Veranstaltung eröffnete gemeinsam mit Friederike Ankele, Leitung von Musikland Niedersachsen und Olaf „Gemse“ Kretschmar, CEO der Berlin Music Commission, das Programm.

Fotos: Martin Dziuba & Sky Buerhaus

Zum Auftakt erhielt Patricia Mersinger, Fachbereichsleiterin Kultur der Stadt Osnabrück das Wort, um ihre Musikstandortstrategie für die Stadt Osnabrück zu präsentieren. Viel Potential gibt es in der Stadt, Aufbruchstimmung alle mal. Und so schloss sich an den Vortrag eine gemeinsame Diskussion mit dem Gastgeber Kretschmar und Alice Moser an, die von Aktivitäten im Netzwerk der Unesco Cities of Music berichtete. Insbesondere das Thema FLINTA* Empowerment im Musicbusiness ist dabei ein großes Anliegen.

Um Musik ging es an diesem Tag und so sollte diese nicht zu kurz kommen: Michèl von Wussow eröffnete mit einer energetischen Perfomance das Musikprogramm und lies alle Zuschauer:innen direkt erkennen, dass Niedersachsen seinen musikalischen Nachwuchs nicht hinter dem Brocken verstecken muss. Auch das Trio Kummerfeld rund um die Künstlerin Luisa Kummerfeld brachte einen frischen Sound, der ein wenig an NDW-Zeiten im neuen Gewand erinnerte, auf die Bühne.

Wie können all diese Artists eigentlich adäquat und bedarfsorientiert gefördert werden? Darum ging es im nächsten Talk. Sina-Mareike Schulte von Musikland Niedersachsen berichtete als Mitinitiatorin des Bündnisses popNDS von ihren Strategien zur Förderung der Popularmusik in Niedersachsen. Dabei wurde deutlich, welchen Mehrwert neben der inhaltlichen und finanziellen Förderung vor allem das Netzwerken auf Veranstaltungen dieser Art hat. Einstimmen konnten dabei Jakob Lübke, Nachtbürgermeister der Stadt Osnabrück und Dr. Raphael Thöne, Juniorprofessor für Musiktheorie, Arrangement und Orchestration und Sprecher des Institut für Jazz|Rock|Pop an der Hochschule für Musik, Theater und Medien Hannover. Sie berichteten über positive Corona-Effekte auf die Vernetzung von Clubs und die neuen Verbindungen in die politische Landschaft und von neuer Netzwerkqualität auf dem ersten HYPE Festival der HMTMH im Sommer diesen Jahres.

Doch genug der langen Worte war es dann, als gegen 19 Uhr die Bühne für das Festivalprogramm geöffnet wurde. Zwei Preisträger-Acts, die mit dem [pop]fonds von popNDS ausgezeichnet wurden, erinnerten das Publikum daran, was ihnen während der Pandemie eigentlich so gefehlt hat. Ottolien luden mit ausgecheckten elektronischen Sounds gepaart mit akustischen Gitarren zum Tanzen ein und Sobi nahm die Zuschauer:innen mit auf ihre emotionale Reise des Mutter- und Musikerin-Seins. Holger Schwetter vom Fachbereich Kultur Osnabrück rief schließlich die Osnabrücker Band Modesha auf die Bühne, die nach Corona ihre sphärische, elektronische Musik erstmalig einem Publikum live präsentieren konnte. Den bezaubernden Abschluss des Tages lieferten die Mitbewohnerinnen Joy Bogat und Joules the Fox, die gemeinsam Songs aus ihren Solo-Programmen präsentierten und klangen, als würden sie Tag ein Tag aus gemeinsam Musik machen. Mit ihrem Programm aus Joules akustischen Folk-Pop und Joys laid back RnB überzeugten sie auch den letzten Gast von der Qualität des "Musiklandes Niedersachsen".

Wir bedanken uns herzlich bei allen Beteiligten und der Most:Wanted Music für die Gastfreundschaft und hoffen auf ein Wiedersehen im Jahr 2022!